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Pressetext zur Kirchengemeinde Worth
Ein Dorf, ein Gotteshaus, aber kein eigener Pastor
Das alte Bauerndorf Worth, etwa auf halben Wege zwischen Schwarzenbek und Geesthacht gelegen, ist mit 170 Bewohnern eine der vielen kleinen Gemeinden im Lauenburgischen. Die örtliche Kirchengemeinde allerdings hält einen Rekord, denn sie ist die mit Abstand kleinste im Kreis und eine der kleinsten in Deutschland. Aktuell zählt sie genau 112 Seelen.
Die Kirche namens St. Marien wurde 1793 in Fachwerkbauweise errichtet und am dritten Advent jenes Jahres geweiht. Sie ersetzte eine weit größere mittelalterliche Kirche aus dem 12. Jahrhundert, die wegen Baufälligkeit abgebrochen werden musste. Warum Worth einst ein vergleichsweise großes Gotteshaus besaß, erklärt Brigitte Steffens so: „Geesthacht war damals ein winziges Fischerdorf, die Leute kamen zum Gottesdienst immer nach Worth.“ Der charakteristische Holzturm des jetzigen Gebäudes, in dem zwei Glocken hängen, wurde übrigens erst 1824 angebaut. Seitdem gab es äußerlich so gut wie keine Veränderungen mehr, im Inneren schon.
Den breiten Altartisch schmückt eine schlichte Metallplastik mit der Darstellung des Heiligen Abendmahls, dem berühmten Bild von Leonardo da Vinci nachempfunden.
Der schmiedeeiserne Deckenleuchter und der Ständer des Taufbeckens wurden 1801 angefertigt. 1953 würde die kompakte, aber durchaus wohltönende Orgel der Firma Walcker aus Ludwigsburg eingebaut. Zur 200-Jahr-Feier der Fachwerkkirche erfolgte dann noch einmal eine gründliche Sanierung, nach der das Gebäude innen deutlich heller und freundlicher wirkte.
Kirchliches Leben
„Wir sind seit Jahrhunderten selbstständig, und das soll auch so bleiben“, erzählt Brigitte Steffens (Foto rechts), Vorsitzende des Worther Kirchengemeinderats. Der ist zuständig für ein kleines, aber höchst ansehnliches Gotteshaus, das im wahrsten Sinne des Wortes den Mittelpunkt des Dorfes bildet.
Heute besuchen rund zehn Prozent der Kirchenmitglieder aus dem kleinen Dorf regelmäßig den Gottesdienst. Das sind prozentual zwar mehr als anderswo, absolut aber auch nur zehn bis zwölf Personen. Für die gibt es keinen eigenen Pastor. Seit einigen Jahren ist Stephan Krtschil aus Hamwarde der zuständige Geistliche für St. Marien in Worth. „Wir sind sehr zufrieden mit ihm, weil er so engagiert ist“, lobt die Vorsitzende des Kirchengemeinderats.
Taufen, Trauerfeiern und Hochzeiten finden in der Kirche zu Worth statt, Konfirmationen nur dann, wenn die jeweilige gemeinsame Gruppe aus Hamwarde und Worth mehr Jugendliche aus Worth als aus dem benachbarten Ort aufweist, was aber selten der Fall ist. Und natürlich gibt es Gottesdienste in St. Marien, jedoch nur alle vier Wochen.
„Unsere Gemeinde hält zusammen“, betont Brigitte Steffens. Bei der Gestaltung des jährlichen Erntedankfestes, aber auch bei Bau- und Renovierungsarbeiten in und an der Kirche, packe das ganze Dorf mit an, „auch die wenigen katholischen Bürger aus Worth“.
Die Kirche ist fast immer geöffnet, und Besucher aus Nah und Fern gibt es in größerer Zahl, wie das ausliegende Gästebuch mit seinen freundlichen Einträgen zeigt. Hier auf einer der Bank Platz nehmen, Ruhe finden und anschließend über den idyllischen kleinen Friedhof nebenan bummeln und die alten Grabsteine bewundern - das kann man nur jedem empfehlen, der mal einen Moment der Besinnung braucht.
Einen eigenen Pastor kann die Kirchengemeinde Worth seit Jahrhunderten nicht mehr vorweisen. So etwas gab es nur von 1340 bis zum Jahr 1589. Seitdem wird die kleine Kirchengemeinde von Seelsorgern aus dem Umland mit betreut - mal aus Hohenhorn, mal aus Gülzow, mal aus Brunstorf, meistens aus Hamwarde.
Die Gottesdienste in St. Marien in der Dorfmitte von Worth finden einmal monatlich statt, und zwar immer am zweiten Sonntag eines Monats ab 9:30 Uhr. Die Leitung hat dann Pastor Krtschil.
Quelle: Lübecker Nachrichten, 25. Juni 2016, Autor: Norbert Dreessen